EDGE - Genomanalyse neuartiger Umwelt-Chlamydien

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Die Arbeitsgruppe "Mikrobielle Ökologie" der Technischen Universität München unter Leitung von PD Dr. Michael Wagner und die MWG-Biotech AG (Ebersberg) haben sich im Rahmen eines Projekts zur Genomsequenzierung und -analyse eines Vertreters der erst kürzlich entdeckten Umwelt-Chlamydien zusammengeschlossen. Ziel dieser Kooperation, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ist das Erlangen eines umfassenden Überblicks über die Biologie dieser neuartigen Mikroorganismen, sowie die Aufklärung der genetischen Unterschiede zwischen den Umwelt-Chlamydien und deren humanpathogenen Verwandten. Damit sollen unter anderem neue Wege bei der Therapie von Chlamydieninfektionen aufgezeigt werden. 
 
Chlamydien sind bedeutende bakterielle Krankheitserreger des Menschen. Deren wichtigsten Vertreter zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen, pathogenen Bakterien (Chlamydia trachomatis) oder verursachen weitverbreitete Atemwegerkrankungen (Chlamydophila pneumoniae). In letzter Zeit gerieten Chlamydien verstärkt ins öffentliche Interesse, nachdem sie zudem mit der Entstehung von Artheriosklerose und Asthma in Zusammenhang gebracht wurden. 
 
Am Lehrstuhl für Mikrobiologie konnten Chlamydien-ähnliche Bakterien erstmals auch in der Umwelt nachgewiesen werden. Inzwischen konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass die Biodiversität der Umwelt-Chlamydien beispielsweise in Kläranlagen noch weit über den heute bekannten Stand hinausgeht. Zudem gibt es eine Reihe von Befunden, die eine medizinische Bedeutung der Umwelt-Chlamydien möglich erscheinen lassen. So wurden bei Patienten mit Atemwegerkrankungen mit Hilfe immunologischer und molekularbiologischer Verfahren Hinweise auf eine Beteiligung von Umwelt-Chlamydien gefunden. Dies deckt sich mit Laborexperimenten, die zeigen, dass zumindest einige der Umwelt-Chlamydien auch Säugetierzellkulturen infizieren können. 
 
Im Rahmen von EDGE, dem "environmental chlamydiae genome project" der Arbeitsgruppe "Mikrobielle Ökologie" am Lehrstuhl für Mikrobiologie soll zusammen mit MWG-Biotech das Genom eines Vertreters der neuartigen Umwelt-Chlamydien sequenziert werden. Die vergleichende Analyse dieser Genomsequenz mit bereits veröffentlichten Genomsequenzen der humanpathogenen Chlamydien soll Aufschlüsse über die Evolution der Chlamydien, sowie über deren Anpassungen an intrazelluläres Leben in höheren eukaryontischen Zellen geben. Im Rahmen der Kooperation werden, basierend auf den gewonnenen Daten, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Thomas F. Meyer vom Max-Planck Institut für Infektionsbiologie (Berlin) DNA-Chips für die Untersuchung der Genexpression (Transkriptomanalyse) der Umwelt-Chlamydien entwickelt werden. Diese Arbeiten werden wichtige Grundlagen für die Forschung nach neuen Wirkstoffen für die Chlamydien-Therapie liefern und auf diese Weise langfristig zur Bekämpfung der von Chlamydien verursachten Erkrankungen beitragen. 
 
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMB+F) im Rahmen des Kompetenznetzwerkes "Genome pathogener Bakterien" (Koordination: Prof. Dr. Werner Goebel, Universität Würzburg) unterstützt. Dieses Netzwerk ist Teil einer BMB+F-Initiative zur Förderung der mikrobiellen Genomforschung in Deutschland.